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Die MARTENOT-WELLEN (Ondes Martenot)

Das 20. Jahrhundert hat allerlei elektronische Instrumente erfunden von denen nur eines "zeitlos" geworden ist und seinen Weg ins Orchester gefunden hat, die Martenot-Wellen.

Die Martenot-Wellen , "les ondes Martenot" in ihrer Muttersprache, denn es ist eine französische Erfindung, haben seither alle 5 Kontinente erobert und sind weltweit als universaler Tonträger, der sich allen Musiktraditionen anpaßt, anerkannt.

Mit ihren Mikro-Intervallen ( vom Halbton bis zum 50-zigstel Ton) können die Martenot-Wellen jegliches Vibrato, Glissando bis in die kleinsten Nuancen wiedergeben, ob es sich nun um Musikstücke der aramäischen (altsyrisch, maronitisch, koptisch), der slawischen (tscherkessisch, russisch), der indischen, asiatischen, türkischen Tradition handelt oder um die nicht temperierten orientalischen und fernöstlichen Harmonien. Dasselbe gilt auch für die lebhaften Klangornamente keltischer Musikformen.

Dieses "vielgestaltige" Instrument erreicht die Klangweite eines Klaviers, das Klangkontinuum eines Streichorchesters (vom Kontrabaß bis zur Geige). Man kann es stimmen und aus der Stimmung bringen. Es ist biegsam und ausdrucksvoll wie die Singstimme, intim wie Gitarrenakkorde, mächtig wie Blechinstrumente. Es bringt den trockenen Einsatz von Schlaginstrumenten oder das weiche Anschwellen von Sirenen, es verebbt wie ein Triangelton, hallt nach wie Echo, grottenhohl, kirchenweit, schwingt metallisch wie jedweder Gong.

In den Martenot-Wellen bündelt sich die gesamte vokale und instrumentale Musikgeschichte. Hier verschmelzen die Qualitäten eines klassischen akustischen Instruments mit den Möglichkeiten eines elektroakustischen Tonerzeugers.

Dem Komponisten, Interpreten steht es frei, "seine" Klangparameter auszuwählen und mit ihnen zu spielen, Klangfarben, Klangformen zu erfinden. Der Martenot-Wellen-Spieler, der Ondist oder die Ondistin, formt und meißelt seine Klangmaterie wie einen gotischen Glockenturm : in hohen oder tiefen Tonlagen, mit wenigen oder vielen Nebentönen, mit oder ohne Vibrato, laut oder fast unhörbar, mit den allerfeinsten Nuancen.
Die Martenot-Wellen sind der Farbpalette des Malers vergleichbar. Der Künstler bestimmt das Mischungsverhältnis, die Intensität, den Pinselstrich (Klangeinsatz) und wählt den Ausdruck, um seinem Werk Leben zu verleihen.
Es ist ein polymorphes Instrument mit unendlichen Klangkombinationen, seien sie nun vertraut oder gerade neu entdeckt.

Kein anderes Instrument kann Angst, Spannung, den Zauber der Jolivet-Werke, die vergeistigte Kraft einer Messiaen-Komposition so feinfühlig und doch präzise ausdrücken. Kein Wunder, daß 10 000 Komponisten für die Martenot-Wellen geschrieben haben.

Das Instrument hat im großen und ganzen seine ursprüngliche Form und Herstellungsweise behalten. Vom technischen Standpunkt her ist es durch nichts anderes zu ersetzen.

Die Martenot-Wellen bestehen aus einer Tastatur auf Beinen und Lautsprechern, die ans Stromnetz angeschlossen werden. Ein Faden an dem ein Kontrollring befestigt ist, läuft um die gesamte Tastatur. Die Ondistin kann über Tastatur oder mit Hilfe des Kontrollrings mit der rechten Hand die Tonhöhe bestimmen. Mit dem linken Zeigefinger regelt er gleichzeitig Klangeinsatz und Intensität und zwar über eine einzige Taste, die die Rolle des Bogens übernimmt, in einer Nische links unter der Tastatur. Hier bedient die linke Hand auch die Schalter, Schieberegler und Drehknöpfe, die die Klangfarbe beeinflussen. Das Zusammenwirken der Eizeltaste mit den beiden möglichen Spielweisen erzeugt den Rhythmus.
Christine ROHAN